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Schriftsetzerin
Der Schriftsetzer war ein Beruf, den es jahrhundertelang gab. Er setzte aus Blei gegossene Schriften in einen so genannten Winkelhaken, den er in der linken Hand hielt, während mit den Fingern der rechten Hand die einzelnen Buchstaben/ Zeichen aus dem Setzkasten gegriffen wurden. In der Regel konnte man pro Stunde auf diese Weise 1500 Zeichen setzen, was aber meist von der Schriftgrösse abhing (eine 6 Punkt Schrift war nicht so rasch zu setzen wie eine 10 Punkt Schrift).
Den Beruf konnte man nur im Stehen ausführen. Bis Mitte der 1960er Jahre war dies ein reiner Männerberuf.
Der Setzkasten (mit etwa 200 Fächern) war aus Holz, manchmal auch Kunststoff/Metall, und wog etwa 20 kg im Durchschnitt. Große Schriftgrade waren in so genannten Steckschriftkästen untergebracht: man musste dort von Hand oder mit einer Pinzette die einzelnen Zeichen herauszupfen, und nach getaner Arbeit wieder hineinstecken.
Der Schriftsetzer war in der Regel ein sehr genauer, pingeliger Mensch, denn es musste Ordnung herrschen in den Setzkästen. Jedes Zeichen musste genau in seinem Fach sein. Neben der Handarbeit gehörte zum Schriftsetzerberuf auch ein gründliches Wissen über Schrifttypen und Grafik - eine Schriftsetzerlehre dauerte vier Jahre und Schriftsetzer galten als die Intellektuellen unter den Handwerkern.
Eine Besonderheit der grafischen Berufe wie Schriftsetzer und Drucker war auch die Gautsch - beim Lehrabschluss wurden von dem Lehrling seine Fehler "abgewaschen" indem er in einen Brunnen getaucht wurde.
Auf einer Monotype-Einzelbuchstaben-Gießmaschine konnten die Zeichen neu gegossen werden. Spezielle Schriften mussten pro so genanntem Minimum gekauft werden, d.h. es war ein minimaler Zeichensatz nötig. Allerdings mussten diese Handsatzschriften später wieder in ihre Fächer im Setzkasten zurückgelegt werden, was einen großen Aufwand bedeutete.
Setzereien hatten im Keller jeweils tausende von Tonnen Bleimaterial gelagert. Nach dem 2. Weltkrieg haben dies zwei Franzosen, Higonnet und Moiroud, einmal selber feststellen können. Sie kamen dann auf die Idee, eine Setzmaschine zu bauen, mit der man mit einem Film Buchstaben setzen und belichten konnte.
Somit war die Photon-Lumitype 1952 geboren. Dies war der Beginn des Filmsatzes. Mit der Méridien und der Univers-Schrift von Adrian Frutiger (bei der Schriftgießerei Deberny & Peignot in Paris) ist die Geburtsstunde des Filmsatzes in Europa eingeläutet worden.
Die Gestaltung verschiedenster Arten von Drucksachen, wie z.B. Zeitschriften, Kataloge, Bücher und Formulare mit den Elementen Schrift, Bild, Farbe, Fläche und Grafik, gehört zu den Aufgaben von Schriftsetzern/Schriftsetzerinnen. Sie kombinieren diese unter grafischen Aspekten für unterschiedlichste Medien, beispielsweise auch für multimediale Produkte, und geben sie auf Datenträgern für die Weiterverarbeitung aus.
Im Handwerk ausgebildete Schriftsetzer/innen mit dem Schwerpunkt Systemtechnik sind vor allem für korrekte Übernahme, Transfer und Konvertierung von Daten sowie Kundenbetreuung zuständig.
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